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Mit angemessenen Schritten betrat ich den Schlossgarten. Die Sonne war im Begriff, hinter dem Horizont zu verschwinden und tauchte alles in rotgoldenes Licht. Zusammen mit einem Buch wollte ich die Abenddämmerung und die Ruhe im Garten genießen - auch wenn ich normalerweise die Bibliothek bevorzugte, so gelüstete es mich heute, den Garten aufzusuchen. In der Regel befand sich dort nur selten jemand - zumeist meine Schwägerin Sulpicia oder, in seltenen Fällen, wenn er von seinen Pflichten entbunden war, Marcus. Leichtfüßig, fast schon schwebend, schritt ich über die Kieswege, hatte einen ganz bestimmten Platz im Sinne. Dort hielt ich mich fast immer auf, wenn ich mich in den Garten begab. Es handelte sich um eine er vielen steinernen Bänke, die von zwei Birken flankiert war.. Dort hatte ich meine Ruhe, niemand störte mich und auch kein Leibwächter flankierte mich auf Schritt und Tritt. Natürlich wusste ich Caius' Sorge um mich zu schätzen, doch manchmal ging es mir ziemlich auf die Nerven. Nach kurzer Zeit erreichte ich den von mir angestrebten Ort, ließ mich auf der Bank nieder. Anmutig strich mit meiner freien Hand mein dunkelblaues Kleid glatt, schlug dann das Buch auf und vertiefte mich darin. Momentan wollte ich nicht an die Geschehnisse des Vortages denken.


Okay :)
Entschuldige, dass es so lange gedauert hat.
Ich beobachtete sie, wie so oft. Mir widerstrebte es sie zu lange aus den Augen zu lassen, auch wenn sie sich in Sicherheit befand. Ich trat vom Fenster weg von dem aus ich sie mit wachsamen Blick beobachtet hatte und begann den Gang hinunter in Richtung Garten zu laufen. Ich gab den Wachen mit einer leichten Handbewegung zu verstehen, dass es nicht nötig war mir zu folgen. Ich hielt es nicht für nötig das Wort an sie zu richten, wozu auch?
Als ich durch die Tür zum Garten trat trugen meine Füße mich fast wie von alleine zu der Bank auf der sie saß. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt schritt ich langsam auf sie zu. Natürlich wusste sie schon, dass ich in der Nähe war, doch sie drehte sich jicht zu mir um. Ich trat von hinten an die Bank heran und legte meiner Geliebten die Hände sanft auf die Schultern. "Wie kann ein Buch dich so festhalten, meine Schönheit?", fragte ich als ich über ihre Schulter blickte. Ich beugte mich tiefer herunter und drückte meine Lippen sachte auf ihr Haar. Ich ging um die Bank herum und ließ mich neben ihr nieder. Ich nahm meine Augen keine Sekunde von ihr und warte geduldig, dass sie mich ansah. Geduld war nie eine meiner Stärken gewesen, doch wenn es um sie ging würde ich mich Jahrzehnte lang in Geduld üben. Als sie mich anblickte, legte sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich beugte mich vor um meine Lippen diesesmal auf ihren Mund, statt auf ihr Haar zu drücken. Als sie sich von mir löste, sah ich einen verwunderten Ausdruck in ihren Augen. "Was ist denn, Liebste?", fragte ich mit offener Verwunderung.





Begierig sog ich die Buchstaben auf, die schwarz auf den weißen Seiten gedruckt waren, blätterte jede Seite mit Bedacht um. Bücher waren, neben dem Foltern, meine große Leidenschaft und irgendwann in den nächsten Jahrhunderten würde es vermutlich doch einmal passieren, dass ich die komplette Bibliothek, die sich in unserem Besitz befand, gelesen hatte. Schließlich hatte ich sehr viel Zeit, um Unmengen an Büchern zu lesen. Beiläufig strich ich eine Strähne meines langen, blonden Haares zur Seite, welches in mein Blickfeld gefallen war. Dann versank ich wieder in die Welt des Romanes, den ich gerade las. Zumindest so lange, bis meine empfindlichen Ohren Schritte auf dem Kiesweg wahrnahmen und ein vertrauter Geruch in meine Nase stieg.
Caius. Ich sah nicht auf, selbst wenn ich wusste, dass mein Gemahl sich mir näherte. War ich nach den gestrigen Vorkommnissen dazu bereit, ihm zu begegnen? War meine Selbstbeherrschung groß genug, um die Sorge zu verbergen? Auch wenn ich meinem Gatten sonst alles anvertraute, so konnte ich das in diesem Fall nicht. Immerhin kannte ich Arsenius gut genug, um zu wissen, dass seine Drohung etwas Handfestes war.
Im nächsten Moment spürte ich die starken Hände meines Gefährten auf meinen Schultern, seine Lippen auf meinem Haar. Ein leises Seufzen entwich meiner Kehle, auch wenn dies gerade nicht wirklich von Selbstbeherrschung zeugte, und ich legte das Buch auf meinem Schoße nieder. Caius setzte sich neben mich, doch noch immer hob ich den Blick nicht, antwortete auch nicht auf seine Frage. Was hätte ich auch sagen sollen? Mein Gatte kannte mich gut genug, um zu wissen, dass mich etwas beschäftigte, allerdings war es unmöglich, ihm die Wahrheit zu sagen. Nach einiger Zeit hielt ich es schließlich nicht mehr aus und sah auf. Das Lächeln auf den Lippen meines Gefährten erwärmte mein totes Herz, doch ich brachte kein Lächeln zustande. Als er mich dann küsste, geriet ich einige Sekunden in Versuchung, diesen zu erwidern, mein Körper verzehrte sich nach seiner vertrauten Nähe, doch ich löste den Kuss fast sofort. Ich hatte einen Entschluss gefasst: Ich musste mich in der nächsten Zeit von meinem Gatten distanzieren, auch wenn es mir fast das Herz brach. Doch so würde es mir hoffentlich leichter fallen, wenn ich zu Arsenius zurückkehren musste, um das Leben des Mannes zu schützen, den ich über alles liebte.
„Es ist nichts, Liebling“ erwiderte ich mit fester Stimme, wich seinem Blick allerdings aus, was meine Worte Lügen strafte.



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